Der Herbst und unser Nervensystem | Über das Still werden und Durchatmen

von | Nervensystem-Regulation

Hier erfährst Du, warum der Herbst so deutlich spiegelt, was Dein Körper in Zeiten von Reizüberflutung und Anspannung braucht.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Herbst erinnert: weniger Reize, mehr Ruhe.
  • Still werden = Regulation, nicht „Aufgeben“.
  • Anzeichen: Druck, flacher Atem, Übermüdung → Tempo raus.
  • Mini-Impulse: länger ausatmen, Blick in die Ferne, Benachrichtigungen aus.
  • Begleitung? Berlin & online – Kontakt unten.

Hier erfährst du, warum der Herbst so deutlich spiegelt, was Dein Körper in Zeiten von Reizüberflutung und Anspannung braucht.

Wenn das Außen leiser wird und der Körper nach Ruhe sucht

Es wird stiller.
Das Licht fällt weich und golden auf die Haut, die Härchen spüren die kühlere Luft. Die Tage werden kürzer, und auch in uns verändert sich etwas.

Vielleicht spürst du den sanften Impuls im Innern, das Bedürfnis, weniger zu tun und dich zu sammeln. Nicht, weil du „nicht mehr kannst“, sondern weil dein Körper weiß: Jetzt ist die Zeit, ein wenig ruhiger zu werden.

Der Herbst lädt uns zum innezuhalten ein. Zu spüren, was bleiben soll, wenn es um uns herum langsam leiser wird und die Tage kürzer werden.

Wenn das Nervensystem still werden möchte

Sympathische Aktivierung – hilfreich, bis sie zu lange anhält

Unser Nervensystem reagiert im Alltag dauerhaft auf das, was um uns herum geschieht. Es prüft, ob wir uns sicher fühlen können oder ob wir wachsam bleiben müssen. In Phasen von Stress, Druck oder innerer Überforderung schaltet sich automatisch der sympathische Teil des autonomen Nervensystems ein. Das ist jener Anteil, der uns in Aktivität und Anspannung bringt.

Still werden ist Regulation, kein Rückschritt

Im „Normalfall“ ist diese Aktivierung zunächst hilfreich. Sie sorgt dafür, dass wir reagieren, denken und handeln können. Gibt es jedoch Phasen, in der sie längere Zeit bestehen bleibt, entsteht ein Zustand von Daueranspannung. Der Körper verharrt im sogenannten Überlebensmodus, aufmerksam, aber erschöpft, wach, aber ohne echte Regeneration.

Diese Reaktion ist evolutionsbiologisch tief in uns verankert. Sie stammt aus einer Zeit, in der unser Überleben davon abhing, auf reale Bedrohungen schnell zu reagieren, lange bevor wir Situationen kognitiv einschätzen konnten.

Aber zurück zur Daueranspannung. Irgendwann unternimmt unser Körper den Versuch, gegenzusteuern. Der parasympathische Anteil unseres autonomen Nervensystems, der für Ruhe und Erholung sorgt, drängt nach vorne und versucht zu übernehmen. Das kann sich im Bedürfnis nach Rückzug, nach weniger Reizen durch das Außen und nach Stille äußern.

Dieser Impuls ist kein Versagen, sondern Ausdruck einer gesunden Selbstregulation oder anders, das Nervensystem möchte wieder in die Mitte finden. Manchmal spüren wir das als Bedürfnis, langsamer zu werden, weniger zu sprechen oder mehr zu atmen. Nicht, weil etwas nicht funktioniert, sondern weil, übersetzt formuliert, der Körper nach Sicherheit sucht.

Still werden ist also kein Rückschritt, sondern die Bewegung zurück in einen regulierten, ausgeglichenen Zustand.

Wenn Rückzug zur Regulation wird

Was die Natur im Herbst vormacht

Der Herbst bringt uns diesen Prozess auf ganz natürliche Weise näher. Die Natur kennt den Rhythmus zwischen Aktivierung und Ruhe. Blätter werden gelb und lösen sich, die Energie zieht sich zurück, das Wachstum weicht und wir beginnen zu sammeln. Im Grund geht nichts verloren, es ordnet sich einfach nur neu.

Pendeln zwischen Aktivierung und Entspannung

In unserem Körper geschieht Ähnliches wie in der Natur. Nach Phasen hoher Aktivität oder innerer Anspannung braucht das System Phasen der Entlastung, damit Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Emotionen sich neu ausgleichen können. In der traumasensiblen Arbeit sprechen wir von Regulation. Das ist die Fähigkeit, zwischen Aktivierung und Entspannung hin- und herpendeln zu können.

Wenn dieses Pendeln gelingt, entsteht ein Gefühl von Sicherheit und Präsenz. Der Körper ist dann nicht „ruhig“, weil nichts geschieht, sondern weil er flexibel bleibt. Er kann sich anregen lassen und wieder zur Ruhe finden. Er kann schwingen.

Raum für Atmen, Fühlen und Kontakt

Rückzug ist in dem eben beschriebenen Zusammenhang kein Fluchtmechanismus, sondern eine biologische Notwendigkeit. Er schafft Raum, damit sich das Nervensystem neu ausrichten kann. Im Still werden kann Kontakt entstehen, zum Atmen, zum Fühlen und einfach zu dem, was sich gerade zeigen möchte. 

Der Herbst erinnert uns daran, dass das Leben im Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe beständig ist. Dass Still werden kein Stillstand bedeutet, sondern Teil des Rhythmus, in dem sich alles neu ordnen kann. So wie der Herbst die Energie nach innen lenkt, ermöglicht uns innere Rückzug Regeneration. Ein leises Zurück in die eigene Mitte.

Wenn du dich in diesen Zeilen wieder findest und spürst, dass dein Körper gerade eher nach Innen als nach Außen ruft, kann es hilfreich sein, diesem Impuls Raum zu geben. 

Hierzu möchte ich dich in meine Praxis einladen. Ich begleite Menschen, die lernen möchten, wieder ihren inneren Rhythmus zu spüren, ganz sanft und im vor allem in ihrem eigenen Tempo.

Zurück in die eigene Mitte

Manchmal ist Still werden keine Pause vom Leben, sondern die Bewegung zurück zu dir. Wenn Außenreize leiser werden, kann dein Nervensystem wieder pendeln, zwischen Aktivierung und Ruhe. Genau dort entsteht das Gefühl von Sicherheit, Präsenz und innerer Verbundenheit.

Kontakt & Begleitung

Wenn du spürst, dass dein System gerade eher nach innen ruft, begleite ich dich gern, sanft und in deinem Tempo. In meiner Praxis in Berlin und online arbeite ich traumasensibel mit Nervensystem-Regulation und Teilearbeit (Ego-State).

Gestalttherapie

Traumatherapie